Arschloch

Stasi Haft 21. Januar 1986

Stundenlanges Sitzen auf diesem Metallhocker.

Ich klaube Metallscharniere aus einer grossen Kiste zu meiner Linken.

Ich sortiere die Ausschussteile aus und werfe die guten zu meiner Rechten.

Metallhocker

Der dämliche Vorarbeiter hat mich am Morgen komisch angeglotzt.

Am Mittag weiss ich, warum: Er “vergisst” meine Pause wieder.

Den ganzen Tag hungrig und wütend.

 

"Willst du einen Streit mit mir anfangen?"

"Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen."

"Ich spreche von deiner Verpflichtung, mich pissen und essen zu lassen!"

 

"Vielleicht bist du wütend, weil du dir schon in die Hose gepisst hast."

"Warum rede ich eigentlich mit dir."

Drecksack!

 

Auf dem Weg nach draußen stellt er sich mir in den Weg und stösst mich gegen die Stahltür.

Die Wachen haben es “nicht bemerkt”, aber wenn ich zurückschlage, werden sie es tun.

Ich brauche eine Pause von dieser Scheisse, ab morgen streike ich!

 

Es ist klar, was mit mir passieren wird.

Aber ich kann das nicht länger hinnehmen.

Oder ich fresse diesen Schwachkopf zum Frühstück.

*Zeitzeugenbericht -> Beginn. Dieser Blogeintrag ist Teil eines linear erzählten Zeugenberichts des Zeitzeugen Jens Thieme der 1985-1986 als politischer Häftling in verschiedenen DDR Gefängnissen vom DDR Ministerium für Staatssicherheit eingesperrt wurde. Stasihaft, Stasi-Haft, Stasi Haft, Stasigefängnis, Stasi-Gefängnis, Stasi Gefängnis.
Jens Thieme

Playing hard, living loud, moving around fast, resting deep and enjoying it all.

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