Die schwerste Tür der Welt
Stasizentrale Leipzig 14. April 1985
14 Uhr.
Zurück in Leipzig.
Was für ein Witz!
Ich weiß jetzt genau, was ich zu tun habe, nachdem sie mich in Berlin vertrieben haben.
"Runde Ecke" - durch die Architektur des Gebäudes, aber auch als Metapher - so nennen wir die Stasi-Zentrale in Leipzig.
Jeder kennt sie.
Jeder hat Angst vor ihr/IHNEN.
Die enorme Tür macht lässt mich fast ersticken.
Das werden meine letzten Momente hier draußen sein.
Nicht in Freiheit, nicht in Unfreiheit.
Freiheit wäre im Westen.
Und genau das werde ich jetzt fordern.
Ein kleiner Knopf für einen so großen Schritt.
Für eine Sekunde ärgere ich mich, dass ich in den letzten Stunden nicht an meine Leute gedacht habe.
Nach dem Verlassen der Normannenstrasse überlegte ich kurz, ob ich den Checkpoint-Charlie-Stunt doch noch machen soll.
Aber mir gefiel die Effizienz und Direktheit besser, direkt hier hin zu kommen und es schnell hinter mich zu bringen.
Ich werde nicht wanken.
Kann nicht!
Ein riesiger Kerl in Uniform öffnet die Tür.
Ich schätze, so einen braucht man, um sie überhaupt zu bewegen.
Er sieht zu mir herunter, als hätte ich ihn geschlagen.
"Hier ist mein Pass - Sie lassen mich nach Westdeutschland ausreisen - ich bin jetzt im Hungerstreik!"
*Zeitzeugenbericht -> Beginn. Dieser Blogeintrag ist Teil eines linear erzählten Zeugenberichts des Zeitzeugen Jens Thieme der 1985-1986 als politischer Häftling in verschiedenen DDR Gefängnissen vom DDR Ministerium für Staatssicherheit eingesperrt wurde. Stasihaft, Stasi-Haft, Stasi Haft, Stasigefängnis, Stasi-Gefängnis, Stasi Gefängnis.