Stasi Zentrale Berlin Normannenstrasse
Stasi Berlin 14. April 1985
9 Uhr.
Berlin.
Strassenkarte kaufen.
Planänderung.
Warum nicht direkt dorthin gehen, wo SIE sind?
Warum nicht SIE direkt konfrontieren?
Normannenstrase.
Lichtenberg.
Stasi.
Ich komme gegen 10 Uhr an.
Das Hauptgebäude sieht nicht allzu bedrohlich aus.
Es ist ruhig hier, menschenleer, Sonntag.
Ich klingle an einer Hintertür.
Ein Uniformierter.
"Was wollen Sie?"
"Ich will raus, hier ist mein Ausweis."
"Es ist Sonntag, niemand ist hier, kommen Sie morgen wieder."
ECHT jetzt?!!
Kein Scherz.
Der härteste Geheimdienst der östlichen Hemisphäre lehnt es ab, ein "kriminelles Element", einen "Feind des friedlichsten sozialistischen Staates" dingfest zu machen.
Als ich Anfang des Jahres wiederholt in Schwierigkeiten mit der politischen Stimmung in der Firma geriet, wandte ich mich an den Mann, von dem ich annahm, dass er die Stasi-Verbindung in unserem Unternehmen war.
Auf meine Abscheu über ihr Tun, ihre Unterdrückung und meine wachsende Hoffnungslosigkeit hin rief er zynisch aus: "Stellen Sie einen Auswanderungsantrag. Aber der wird 100 Jahre lang abgelehnt."
Er lächelte dabei.
*Zeitzeugenbericht -> Beginn. Dieser Blogeintrag ist Teil eines linear erzählten Zeugenberichts des Zeitzeugen Jens Thieme der 1985-1986 als politischer Häftling in verschiedenen DDR Gefängnissen vom DDR Ministerium für Staatssicherheit eingesperrt wurde. Stasihaft, Stasi-Haft, Stasi Haft, Stasigefängnis, Stasi-Gefängnis, Stasi Gefängnis.