Der Schmerz

Stasi Haft 22. September 1985

Mein Arm tut immer noch höllisch weh.

Schlaflose Nächte wegen der Schmerzen.

Meine Stückzahlen fielen auf die Hälfte der Vorgabe.

 

Ich war diese Woche beim Arzt.

Er hat es nicht einmal angeschaut.

"Ruhen Sie sich nach der Arbeit aus."

Arztzimmer in einem Stasigefängnis

Nun have ich eine stinkende Salbe.

Sie bewirkt genau gar nichts.

Ich werde diese Scheisse beenden.

Sobald meine Eltern das Geld reingeschmuggelt haben, werde ich aus dem Arbeitskommando aussteigen.

Sie werden mich in Einzelhaft sperren, das ist die Standardbehandlung für Verweigerer.

Das Geld wird mir helfen, einige der Kriminellen zu bestechen, die den Einzelzellenblock bedienen.


Meine Eltern kommen übermorgen zu Besuch, hoffentlich schmuggeln sie Bargeld.

Ich werde ein oder zwei Tage brauchen, um das Geld in Gefängniswährung umzutauschen.

Nach einigen Vorbereitungen werde ich meinen Streik dann bis Ende der Woche ankündigen.

*Zeitzeugenbericht -> Beginn. Dieser Blogeintrag ist Teil eines linear erzählten Zeugenberichts des Zeitzeugen Jens Thieme der 1985-1986 als politischer Häftling in verschiedenen DDR Gefängnissen vom DDR Ministerium für Staatssicherheit eingesperrt wurde. Stasihaft, Stasi-Haft, Stasi Haft, Stasigefängnis, Stasi-Gefängnis, Stasi Gefängnis.
Jens Thieme

Playing hard, living loud, moving around fast, resting deep and enjoying it all.

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