Hundekrank

Stasi Haft 22. April 1986

Ich fühle mich krank wie ein Hund.

Es hat vorgestern angefangen.

Aber keine Ahnung, was mit mir los ist.

 

Es gibt keine Verhöre, keine Termine, nichts.

Nur ich in Einzelhaft, ganz allein mit 2 Scheiben Schmalzbrot als Mahlzeit.

In der Nacht mehrmals mit Fieber aufgewacht, der ganze Körper schmerzt und zittert den ganzen Tag.

Stasi Haft Zelle mit Bett

Am Essen kann es nicht liegen.

Es ist schrecklich, aber ich habe mich inzwischen daran gewöhnt.

Der mentale Stress mit dem Fieber und dem Zittern kann es nicht sein.

 

Ich bitte den Wachmann um Hilfe.

Sie ignorieren mich.

Draussen ist es ruhig.

 

Ist dies eine Reaktion auf meine Drohungen?

Soll das eine Botschaft sein?

Ist das Lt. Kulas’ Art, "Hallo" zu sagen?

 

Ich habe überhaupt keine Energie.

Wenn ich mich aufsetze, dreht sich der Raum.

Alpträume und Halluzinationen den ganzen Tag.

 

Wird das alles so enden?

Werden sie mich auf diese Art zurechtstutzen?

Ist das meine "Busfahrt", die sie für mich reserviert haben?

*Zeitzeugenbericht -> Beginn. Dieser Blogeintrag ist Teil eines linear erzählten Zeugenberichts des Zeitzeugen Jens Thieme der 1985-1986 als politischer Häftling in verschiedenen DDR Gefängnissen vom DDR Ministerium für Staatssicherheit eingesperrt wurde. Stasihaft, Stasi-Haft, Stasi Haft, Stasigefängnis, Stasi-Gefängnis, Stasi Gefängnis.
Jens Thieme

Playing hard, living loud, moving around fast, resting deep and enjoying it all.

https://jens.thie.me
Previous
Previous

Über das Danach

Next
Next

Frühlingsblätter