Farbe

Stasi Haft 1. Juli 1985

Leben!

Farbe.

Hoffnung!

Ende Juni 1985, als ich noch im Stasi-Untersuchungsgefängnis sass, traf sie Leute mit Söhnen und Ehemännern, die ebenfalls politische Gefangene waren. Nun teilte sie diese drastische Veränderung in ihren Briefen und ihrer Einstellung. Plötzlich gab es Verständnis, Hoffnung und neue Energie.

Meine Sorgen schmolzen, das neue Fundament gab mir Kraft.

Ein Brief von Mama.

Lebendige, farbenfrohe Bilder.

Ich hatte keine Ahnung, dass das erlaubt ist.

Was ist passiert?

Der Brief wurde vor der Verhandlung geschrieben.

"Neue Gedanken und Erkenntnisse durch einen Engel von einem Menschen".

Wen haben sie getroffen?

Ich bin erleichtert, dass sie wieder Hoffnung schöpft.

Und fängt sofort an, diese neu gewonnene Energie zu teilen.

Ich hoffe, dass dies auch Papa helfen wird.

Er sah mitgenommen aus.

Erschöpft.

Noch immer kein Wort über den Transport.

Wohin, wann?

"Ende Juli".

Warum so lange warten?

Wir erfinden Spiele.

Wir sind immer noch zu dritt.

Ich habe gehört, dass Bautzen streng ist.

Auch dem Gefängnis in Hohenschönhausen wird nachgesagt, besonders schlimm zu sein.

Es gibt Geschichten über Schläge, Schlafentzug und körperliche Fesseln.

Meine Zellennachbarn warten ebenfalls auf ihren Transport.

Wir haben alle zwischen 12 und 18 Monaten bekommen.

Ich hoffe auf mehr bunte Buchstaben.

*Zeitzeugenbericht -> Beginn. Dieser Blogeintrag ist Teil eines linear erzählten Zeugenberichts des Zeitzeugen Jens Thieme der 1985-1986 als politischer Häftling in verschiedenen DDR Gefängnissen vom DDR Ministerium für Staatssicherheit eingesperrt wurde. Stasihaft, Stasi-Haft, Stasi Haft, Stasigefängnis, Stasi-Gefängnis, Stasi Gefängnis.
Jens Thieme

Playing hard, living loud, moving around fast, resting deep and enjoying it all.

https://jens.thie.me
Previous
Previous

Zehn Minuten

Next
Next

Heysel